
Fachwissen
Rechenschwäche oder Dyskalkulie - Es gibt verschiedene Definitionen mit unterschiedlichen Kriterien, die eines gemeinsam haben: Sie alle beschreiben das Phänomen, wenn ein Kind ausgeprägte, über längere Zeit andauernde, Schwierigkeiten beim Rechnen hat und dadurch auch das allgemeine Wohlbefinden beeinflusst wird.
Rechenschwäche? Einige Fakten zum Thema:
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Sie ist weniger bekannt und erforscht als andere Lernstörungen (z.B. LRS).
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Zwischen 6 und 25 % aller Kinder sind von einer Rechenschwäche betroffen (Quellen: M. Gaidoschik, K. Krajewski u.a.).
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Bisher ist keine eindeutig bewiesene Ursache bekannt. Unterschiedliche Faktoren können zur Entwicklung einer Rechenschwäche beitragen.
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Die Symptome sind vielfältig.
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Die Probleme können beim mathematischen Verständnis, bei der Anwendung von Rechenwegen, bei fehlenden Vorstellungsbildern und/oder infolge unzureichender Automatisation liegen.
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Eine Rechenschwäche kann längerfristig zu einem verzerrten Selbstbild, psychischen und psychosomatischen Problemen, Vermeidung, Blockaden und/oder gar Mathematik-/Schulangst führen.
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Es gibt keinen konventionellen Therapieplan.
Meine Werte:
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In meiner Therapie therapie ich nicht einen "Defekt", sondern decke Lücken auf und versuche diese mit dem Kind zu schliessen.
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Ich sehe seine Situation als Ergebnis von unterschiedlichen Faktoren.
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Eine Rechenstandsanalyse zeigt mir, was das Kind bereits kann, wo es im mathematischen Bereich steht und was es über Zahlen, Zahlenräume, Mengen und Rechenoperationen denkt.
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Eine Rechenschwäche ist unterschiedlich ausgeprägt, deshalb findet die Therapie im Einzelsetting statt.
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Wir arbeiten zusammen an den mathematischen Grundlagen (nicht am laufenden Schulstoff, keine Nachhilfe).
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Folgende Bereiche werden zusätzlich gefördert: sprachliche Aspekte, die (räumliche) Wahrnehmung und das Gedächtnis.
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Bestandteile der Therapie sind auch die Stärkung des Selbstvertrauens und der Selbstwirksamkeit des Kindes.
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Therapie braucht Zeit, einzig das Kind gibt das Tempo vor. In der Regel dauert sie zwischen 1.5 bis 2 Jahren.
Die Zusammenarbeit mit dem Kind, der Familie und - auf Wunsch auch mit den Fachkräften in der Schule - ist für mich die Voraussetzung für eine gelingende Therapie.
Normal-, hoch- und minderbegabte Kinder können eine Rechenschwäche entwickeln. Ich therapiere Kinder mit und ohne Dyskalkulie-Diagnose (gem. internationaler WHO-Klassifikation ICD-10).
"Wenn man auf einer bestimmten Stufe was Wesentliches nicht ausreichend verstanden, nicht ausreichend gefestigt hat, dann wird es auf einer höheren Stufe zu Folgeschwierigkeiten kommen."
Michael Gaidoschik, Professor
für Didaktik der Mathematik im Primarbereich und Verfasser
zahlreicher Fachliteratur

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